Aus Zauberseide und Schwanenfedern

von Christian Handel

So eine Kurzgeschichtensammlung ist für mich immer eine gute Gelegenheit um neue Autoren und ihren Schreibstil kennenzulernen.


In den 16. Kurzgeschichten, die in der 6. Märchenanthologie des Drachenmondverlags enthalten sind, geht es um Verwandlungen aller Art. Sie erzählen von vergessenen Schwänen, unsichtbaren Kleidern, Schattenschleiern, Feuernymphen, Feenstaub und vielem mehr. Die Erzählungen sind sehr unterschiedlich, manche sind traurig, andere gruselig, einige sogar blutrünstig, aber es sind auch ein paar humorvolle dabei. Oft spielen queere Themen eine wichtige Rolle.


Vor jeder Geschichte gibt es eine kurze Vorstellung des Autors und seiner Idee. Das ist einerseits sehr interessant, andererseits wird dabei aber (für meinen Geschmack) zu viel über den Inhalt verraten. Ich hätte es besser gefunden wenn diese Infos erst danach gekommen wären.

Am besten gefallen haben mir folgende Geschichten:


„Betrüger unter sich“ von Julia Adrian.

Eine tolle Mischung aus „des Kaisers neue Kleider“ und „Das tapfere Schneiderlein“. Das Ganze wird sehr flott und humorvoll erzählt.


„Menschenkleid“ von Nina Blazon

Eine Feuernymphe verwandelt sich in einen Menschen und ist mit den Auswirkungen nicht zufrieden. Erinnert ein bisschen an „die kleine Meerjungfrau“ nur mit einer zornigen Feuernymphe und einem ganz anderen Ende.

Spannend und mit zauberhaften Worten geschrieben.


„Im Norden die Lichter“ von Thilo Corzilius

Die wunderschönen Beschreibungen zu Islands Landschaft konnten mich richtig verzaubern. Eine schöne Fantasygeschichte die sehr stimmungsvoll und bildhaft geschrieben ist.


Ganz und gar nicht gefallen hat mir die Neuerzählung des Märchens „Das Mädchen mit den Schwefelhölzern“ von C.E. Bernard. Ein sinnloser Rachezug der Unschuldigen schadet. Das geht für mich gar nicht. Ich frage mich, welche Botschaft damit vermittelt werden soll.


Auch viele andere Erzählungen konnten mich leider nicht überzeugen. Teilweise waren sie mir zu modern gestaltet und hatten dadurch nichts märchenhaftes mehr. Für mich gehört weder ein Handy noch ein Online Dating Profil in ein Märchen.

Viele der Geschichten waren mir zu chaotisch. Ich hatte das Gefühl, dass die Autoren viel mehr erzählen wollten als es mit den wenigen Zeilen möglich war. So wurden viele Dinge angesprochen die dann gar nicht mehr von Bedeutung waren und das Ende kam plötzlich und unerwartet. Auch die lehrreichen Botschaften, die üblicherweise von Märchen vermittelt werden, haben mir gefehlt.


Die vielen Schreib- und Satzfehler haben leider auch nicht zu einem schönen Leseerlebnis beigetragen.


Gestaltung:

Das Cover ist wie immer fantastisch gestaltet. Das Thema der Anthologie wird sehr schön wiedergegeben. Ich habe die E-Book Ausgabe gelesen und bin sehr enttäuscht, dass der Innenteil keinerlei Gestaltungselemente enthält. In der Druckversion ist jede einzelne Seite mit einem märchenhaften Rahmen verziert, der einen Teil des Inhalts zeigt.


Fazit:

Von insgesamt 16 Kurzgeschichten haben mir nur 3 davon gut gefallen. Die anderen waren mir entweder zu chaotisch, zu modern erzählt oder einfach nicht stimmig. Das hat mich echt enttäuscht. Für mich hatte diese Anthologie nur wenig märchenhaftes.


Vielen Dank an NetGalley und den Verlag für das Leseexemplar!




Eure Katrin

  |    Aus Zauberseide und Schwanenfedern   |   von Christian Handel   |   340 Seiten

Falls du Fragen hast, schreibe an: info@zeilenschwaermer.de 

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