Der Bär und die Nachtigall (Band 1)

von Katherine Arden

Wasja lebt in Rus, wo die Winter sehr hart sind und man sich von Hausgeistern und anderen Sagengestalten erzählt. Viele glauben an ihre Existenz doch Wasja ist eine der wenigen die diese Wesen auch sehen und sogar mit ihnen kommunizieren kann. Als ein katholischer Priester ins Dorf kommt und den Bürgern erzählt, dass sie nicht an die alten Geschichten glauben dürfen, verändert sich alles. Die Geister werden von Tag zu Tag schwächer und ein böser Dämon bekommt immer mehr Kraft. 


Meine Meinung:

Der Anfang der Geschichte hat mich verzaubert und eine wunderbar märchenhafte Winterstimmung erzeugt. Dieser Eindruck hielt leider nicht lange an.


Man lernt die Familie Wladimorowitsch kennen die von ihrem Kindermädchen oft alte Geschichten erzählt bekommt. Wasja ist die jüngste von 5 Geschwistern. Man begleitet sie von ihrer Geburt an bis zum Jugendalter. Wasja hat die Fähigkeiten ihrer Großmutter geerbt. Sie kann die alten Sagengestalten sehen und freundet sich sogar mit ihnen an. 

Ich mag Wasjas Mut und ihr Mitgefühl. Sie setzt sich für andere ein auch wenn es ihr dadurch schlechter geht. Sie ist wild und lässt sich nicht unterkriegen. Ich konnte mich gut in sie hineinversetzen. Alle anderen Figuren bleiben sehr blass. Viele Handlungen sind dadurch nicht nachvollziehbar.


Die Welt in der Wasja groß wird ist sehr hart. Frauen/Mädchen haben keine Rechte und müssen tun was die Männern von ihnen verlangen. Sie werden schon im frühen Alter verheiratet oder müssen ins Kloster gehen. Häusliche Gewalt ist scheinbar Gang und Gäbe. Von diesen grausamen Taten zu lesen war für mich manchmal schwer verträglich, da ich mich immer in die Figuren hineinversetze von denen ich lese. Hier wäre eine Warnung auf dem Buch vielleicht angebracht. Auch wenn diese Taten nicht ausführlich beschrieben werden, spielen sie hier doch eine große Rolle. Ziemlich unnötig fand ich, dass immer wieder beschrieben wird wie Männer sich von jungen Mädchen angezogen fühlen. Allgemein sind die Menschen in diesem Buch ziemlich grausam. Der Klappentext ließ dies nicht vermuten.


Mit der Zeit wird die Geschichte ziemlich langatmig. Es wird gefühlt immer wieder das Gleiche erzählt ohne dass die Handlung vorankommt. Erst auf den letzten 100 Seiten wird die Story wieder interessant, auch wenn das Ende sehr vorhersehbar ist.


Der Schreibstil ist teilweise recht schwergängig. Einige Beschreibungen sind wirklich sehr schön bildhaft, vor allen Dingen wenn es um die alten Sagen geht. Andere Textstellen wirken wiederum steif und gezwungen. 

Die vielen Spitznamen der Personen sind im Verlauf der Geschichte extrem verwirrend. Man weiß oft gar nicht wer gerade gemeint ist. Da wäre eine Erklärung oder eine Auflistung im Glossar hilfreich gewesen.


Fazit:

Eine sehr harte und langatmige Wintergeschichte mit weniger Märchenanteil als vermutet.




Eure Katrin

  |    Der Bär und die Nachtigall (Band 1)    |   von Katherine Arden   |   432 Seiten

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