Oskar hat es in der Schule und mit seinem Stiefvater nicht leicht. Aber Bücher lassen ihn in andere Welten eintauchen in denen er Freunde hat, stark ist und alles schaffen kann.
Eines Tages bekommt er die Chance bei seinem Lieblingsautor die Kunst des Schreibens zu lernen. Doch der Schreibkurs gestaltet sich völlig anders als erwartet. Oskar soll für die schwerkranke Tochter des Autors eine ganz besondere Geschichte schreiben und das in einem düsteren Gruselhaus mit unheimlichen Schattenwesen.
Meine Meinung:
Wow! Das ist mal ein ungewöhnliches Buch. Eine Geschichte in einer Geschichte in der es um die Kraft der Worte, um Mut und Verlust geht.
Auf vielen Seiten fühlte ich mich Oskar sehr nah. Es gefällt mir wie er seine Geschichten auf fantastische Weise mit der Realität verwebt. Seine Mutter, die im Rollstuhl sitzt, beschreibt er als Eisstatue in deren Inneren eine wunderschöne Königin lebt. Oskar kümmert sich außerdem liebevoll um seine kleine Schwester Bibi, die er Maus nennt. Sie ist aufgeweckt, clever und absolut goldig. Die Figuren werden alle so lebendig beschrieben, dass man ein genaues Bild vor Augen hat. Als Oskar seinen Lieblingsautor trifft, wird es richtig spannend, mysteriös und manchmal auch gruselig.
Die Geschichte ist aus der Ich-Perspektive von Oskar geschrieben. Seine Gedanken sind gut nachvollziehbar und manchmal sehr unterhaltsam. Vor allem wenn er von dem Mädchen November genervt ist. Sie ist ein schwieriges, geheimnisvolles und sehr interessantes Mädchen. Zusammen mit Oskar lernt sie hautnah wie man eine gute Geschichte schreibt. Die beiden sind sich meistens nicht einig und streiten sich daher oft. Sie machen aber auch eine große Entwicklung durch und erleben unglaubliche Abenteuer in einer Welt der Worte.
Zum Ende hin ist die Geschichte sehr berührend und macht nachdenklich. Ich habe oft ein paar Minuten innehalten müssen um weiterlesen zu können. Auf den letzten Seiten wollten meine Augen einfach nicht trocken bleiben. Nachdem ich das Buch zu Ende gelesen hatte, saß ich da mit einem Kopf voller komplizierter Gedanken und brauchte erstmal eine Weile um das Ganze wirken zu lassen. Die Geschichte ist wunderschön, so unglaublich traurig und doch hoffnungsvoll. Der Autor schafft es, dass man sich persönlich angesprochen fühlt. Im Grunde will man sofort loslegen und die neue wahre Lüge aufschreiben.
Für Kinder ist das Buch eventuell zu gruselig und verworren. Für mich als Erwachsene ist es absolut grandios.
Der Autor kann so wunderbar schreiben, dass selbst eine leere Straße zu etwas ganz besonderem wird. Man kann sich ganz leicht in dieses Buch hineinträumen und wacht nur schwer wieder daraus auf.
Gestaltung:
Ich bin begeistert von der schönen Covergestaltung. Man sieht die große Bibliothek und Oskar der vor einem Schattenwesen davon rennt. Umrahmt wird das stimmungsvolle Bild von geschwungenen Elementen die an den Wurzelwolkenwald im Buch erinnern. Viele Einzelheiten entdeckt man erst nach längerem Hinsehen. Durch den farbigen Buchschnitt wirkt das Ganze besonders edel. Die Schriftgestaltung im Innenteil ist gut durchdacht. Je nachdem welcher Handlungsstrang gerade erzählt wird, ändert sich die Schriftart.